Cup der Boulder-Generation

Julia Winter klettert an der Kunstwand beim Elbsandstein-Bouldercup
Zum Elbsandstein-Bouldercup rücken auch hochkarätige Wettkämpfer(innen) aus Sachsen an: Julia Winter an der Kunstwand an den Bad Schandauer Elbwiesen. (Foto: Falk Zedler/BSKT)

Der Elbsandstein-Bouldercup in Bad Schandau fördert einen Sport, der in der Sächsischen Schweiz neben dem traditionellen Felsklettern und Wandern eine Randerscheinung ist. Doch in der Disziplin steckt Potenzial. Und vor allem: Sie begeistert die Jugend.

Spätestens, seit am Donnerstag Sportkletterstar Alexander Megos über seine Facebook-Fanpage bekannt gab, vor Kurzem zwei Tage im Bahratal gewesen zu sein – und dafür mehr als 350 Likes bekam – ist sie ein Thema: Die kleine Boulderszene im Elbsandstein.

Die Disziplin, bei der es darum geht, in wenigen Kletterzügen schwierigste Bewegungsfolgen und Probleme zu meistern – in Absprunghöhe, ohne Seil oder anderes hinderliches Klettermaterial – hat sich zu einer eigenständigen und weltweit populären Sport- und Wettkampfdisziplin im Klettern entwickelt. Im Elbsandsteingebirge jedoch wird sie eher stillschweigend betrieben und nicht an die große Glocke gehängt – in Randlagen wie dem Bahratal an der Grenze zum Erzgebirge. Grund sind Vereinbarungen zwischen den Bergsportverbänden und Naturschutzbehörden, die das Klettern in der Sächsischen Schweiz einerseits ermöglichen, andererseits beschränken. Geklettert werden darf nur im herkömmlichen Ausmaß und der traditionellen Art und Weise: Nicht an jedem kleinen Block, sondern an freistehenden Felstürmen mit dem Gipfel als Ziel, ohne Magnesia (Chalk), nach vereinbarten Regeln.

Wettkampf an der Kletterwand
Schandaus Bouldercup ist kein offizieller Ranglistenwettkampf, sondern ein Klettertreffen in Volksfestmanier. Trotzdem bekommen die Zuschauer Kletterkunst vom Feinsten zu sehen. (Foto: BSKT)

Bouldern – der neue Kletterboom

Dass das zum Trendsport herangewachsene Bouldern im Elbsandstein, einem der schönsten und bedeutendsten europäischen Felsklettergebiete, offiziell keinen Platz hat, empfindet vor allem manch junger Kletterer als Defizit. Eine, die ebenfalls glaubt, dass damit ein wichtiger Zweig fehlt, ist Gundula Strohbach, Chefin der Bad Schandauer Kur- und Tourismus GmbH – und selbst begeisterte Boulderin. Im Klettersport allgemein und speziell auch in der wachstumsstarken Disziplin Bouldern sieht sie Chancen für die Region. Aus gutem Grund: Der Deutsche Alpenverein (DAV) schätzt die Zahl der aktiven Kletterer in Deutschland anhand von Mitgliederbefragungen auf mindestens 500.000. Bouldern im Speziellen nimmt unter den Bergsportdisziplinen zwar mit 11 Prozent noch lange keinen Spitzenplatz ein. Die Spielart ist aber laut DAV vor allem unter jungen Kletterern extrem beliebt. Und laut verbandsinternen Erhebungen sind rund 60 Prozent aller Kletter-Anfänger zwischen zwölf und 20 Jahre alt. Klettern ist ein Wachstumsbereich im Freizeitmarkt, Bouldern ist ein Wachstumsbereich im Klettern.

Gemeinsam mit Gleichgesinnten hat Gundula Strohbach deshalb vor einigen Jahren ein lokales Event ins Leben gerufen, das auch den modernen sportlichen Trends im Klettern sowie jungen, hoffnungsvollen Talenten in der Sächsischen Schweiz eine Bühne verschaffen soll: den Elbsandstein-Bouldercup an den Bad Schandauer Elbwiesen. Ursprünglich sogar mal als regulärer Ranglisten-Wettkampf angedacht, hat sich die Veranstaltung eher zum lockeren Szenetreffen in Volkssportmanier entwickelt. Die Wettkämpfe laufen außerhalb offizieller Wertungen – etwa des Deutschen Alpenvereins. Und hinterher gibt’s für die kletteraffinen Zuschauer ganz entspannt ein passendes Kulturprogramm: den Bergfilmabend – ein jährliches Sommerspecial des Dresdner Bergsichten-Festivals.

Gundula Strohbach
Bouldercup-Chefin Gundula Strohbach. (Foto: Hartmut Landgraf)

Ziel des Kletterfests sei es aber nicht nur gewesen, den Blick auf moderne Entwicklungen zu lenken, sagt Gundula Strohbach. Der Cup ist auch als ein Treffpunkt für Kletterer von dies- und jenseits der deutsch-tschechischen Grenze gedacht. Die Tourismuschefin hatte dabei wohl auch den neuen Trend zum Aktivurlaub im Blick. Ihre Stadt, die sich zumeist noch unter dem touristisch mittlerweile schon etwas angestaubt wirkenden Kurortlabel vermarktet, braucht neue Bilder, die ihre sportlich-aktiven Gäste (Wanderer, Kletterer, Radurlauber) mehr ansprechen. Solche Bilder und Emotionen liefert der Bouldercup.

Die Wasserwand in der Toskanatherme
Bislang stets ein beliebtes Motiv und Aushängeschild des Bouldercups: Doch die Wand über dem Außenbecken der Toskanatherme ist diesmal nicht mit dabei. Laut Veranstalter gab es zu viele Probleme mit Ordnung und Sauberkeit. (Foto: BSKT)
Bergfilmnacht an der Elbe
Schicker Platz zum Filmegucken – das Areal der Bergfilmnacht mit dem Bergsichten-Team in Bad Schandau. Im Hintergrund rechts die Toskanatherme. (Foto: Florian Manhardt, Bayomi)

Auch Tino Richter, Geschäftsführer des Tourismusverbands Sächsische Schweiz, sieht im Klettersport „eine Chance auf ein neues Gästeklientel“. Dazu allerdings trägt der Bouldercup zunächst noch wenig bei. Von der Außenwirkung her steckt das Event in seinem siebenten Jahr noch immer in der Nische. Schätzungsweise 500 Zuschauer kamen im vergangenen Jahr an die Elbwiesen. Auch finanziell steht der Bouldercup auf schwachen Füßen und hängt nach dem Auslaufen einer EU-Förderung nun das zweite Jahr in Folge hauptsächlich von Sponsorengeldern und ehrenamtlichem Engagement ab. Auf die beliebte Wasserwand über dem Außenbecken der Toskana-Therme wird der Veranstalter in diesem Jahr erstmals verzichten – aus Ordnungs- und Sauberkeitsgründen, wie es hieß. Die Organisatoren sind zum Umdenken gezwungen. Neue Ideen sollen dem Bouldercup mehr Rückenwind verleihen. Kulturell gibt es Veränderungen. Neben dem kostenlosen Bergfilmabend an der Elbe läuft in der Bad Schandauer Kulturstätte in diesem Jahr kein Live-Vortrag, sondern ein Film über die legendären Erschließer des amerikanischen Kletter-Eldorados im Yosemite-Valley, präsentiert von der Münchener Mediengesellschaft Moving Adventures und Globetrotter – ein neuer Partner, auf den man in Bad Schandau insgeheim sicher einige Hoffnungen setzt.

Bouldern im Val di Mello
Gundula Strohbach bouldert im Val di Mello in den italienischen Alpen. (Foto: Stefan Henny)

Gundula Strohbach glaubt an die Zukunft des Bouldercups. Im Finale Ligure, dem bekanntesten italienischen Sportklettergebiet, seien solche Events „ein Riesenfest für die ganze Stadt“, sagt sie. „Dort gibt´s dann in jedem Innenhof eine kleine Kletterwand“, so die Tourismuschefin. Worte, die keinen Zweifel daran lassen, was sie sich für die Zukunft ihrer Kommune wünscht. „Der Cup ist hier, weil er hierher passt, weil die Felsen hier sind – und weil die Leute hier klettern gehen.“

Zwei Tipps fürs erste Juli-Wochenende

Elbsandstein-Bouldercup in Bad Schandau

3. bis 5. Juli an den Elbwiesen

  • Das Boulder-Wochenende wird am Freitag mit dem Film “Valley Uprising – Yosemite’s Rock Climbing Revolution” der Filmserie “Reel Rock 9″ eröffnet. Los geht’s 20 Uhr in der Kulturstätte in Bad Schandau. Tickets kosten im Vorverkauf 12, an der Abendkasse 14 Euro.
  • Wer will, kann im Anschluss gleich direkt neben der Boulderwand zelten, um am nächsten Morgen, gleich nach dem Kaffee, in die Wand einzusteigen. Die Qualifikation ist offen für jeden, mindestens 25 Boulder können dabei geknackt werden. Ins Finale kommen die besten acht Teilnehmer, dann wird in den eigentlichen Wettkampfmodus umgeschaltet.

Zur Homepage des Bouldercups —> geht´s hier lang

  • Am Sonnabendabend, ab 21.30 Uhr, gibt´s an der Elbe die Open-Air-Bergfilmnacht mit dem Team von Bergsichten. Gezeigt werden u.a. eine seltene Filmperle aus den Archiven der DEFA über die nachgestellte Erstbegehung des Turnerwegs, einen Film von Alex Hanicke und Felix Bähr über die fünfte Begehung von „Garten Eden“, einer Xb am Rokokoturm, und ein slowakischer Film über die Überschreitung des Tatra-Hauptkamms im Winter. Eintritt frei.

Mehr Infos gibt´s auf der Homepage von Bergsichten

Bergsommerabend in Hohnstein

3. und 4. Juli, jeweils 20 Uhr im Puppenspielhaus

  • Am Freitag spricht der Autor und Bergfotograf Frank Richter über sein neues Buch „Elbsandsteingebirge – Vom Erleben der Landschaft“. Am Sonnabend hält Bergsporthistoriker Joachim Schindler einen Vortrag über Hohnsteins Klettergeschichte, es folgen Beiträge von Bernd Arnold über Patagonien sowie satirische Sichtweisen zum Klettersport von Peter Brunnert und Andreas Dick.

Mehr Infos —> gibt´s hier

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