Eine heiße Spur?

Zurückgelassener Schlafsack
Dieser zurückgelassene Schlafsack und leere Lebensmittelverpackungen wurden auf dem brennenden Riff in den Affensteinen gefunden. Sie sind die Puzzleteile der Ermittlungen. (Foto: FFW Bad Schandau)

Anders als bei den letzten Waldbränden in der Sächsischen Schweiz gibt es diesmal womöglich Hinweise auf den Verursacher. Die Feuerwehr fand Spuren einer Feuerstelle – und einen Schlafsack. Die Polizei ermittelt.

Das Feuer dringt immer tiefer in die Klüfte vor
Ein Gebiet voller Klüfte und Abgründe. Für die Feuerwehr ist es äußerst schwierig, hier einen Waldbrand unter Kontrolle zu bringen. (Foto: Kai Bigge/FFW Bad Schandau)

Die Feuerwehr hat ihren Kampf gegen den Waldbrand im Affensteingebiet am zeitigen Abend vorerst abgebrochen – die Situation ist laut Revierförster Joachim Thalmann fürs Erste unter Kontrolle. „Wir haben zigtausend Liter Wasser auf die Fläche gebracht“, sagt der Förster. Ein schwieriges Unterfangen: Von der Unteren Affensteinpromenade aus musste die Feuerwehr das Löschwasser über eine kilometerlange Schlauchleitung zu dem brennenden Riff hochpumpen – aus der Luft bekamen die Einsatzkräfte Unterstützung von einem Löschhubschrauber der Bundespolizei. Am Nachmittag waren zeitweise knapp 100 Feuerwehrleute und ein Duzend Fahrzeuge im Einsatz. Morgen früh geht der Kampf mit verminderten Kräften weiter, denn das Feuer ist zwar eingedämmt, aber noch nicht gelöscht. „Das sitzt tief im Boden, so was schafft man nicht an einem Tag“, sagt Thalmann. Die Nationalparkverwaltung muss das betroffene Waldstück womöglich noch über Tage bewachen, für den Fall, dass sich irgendwo versteckte Glutnester neu entzünden.

Löschhubschrauber im Einsatz
Den halben Tag lang ist ein Löschhubschrauber der Bundespolizei über dem Affensteingebiet im Einsatz. (Foto: Hanspeter Mayr/Nationalparkverwaltung)
Hubschrauber nimmt Wasser auf
Über der Elbe nimmt der Hubschrauber Wasser auf. (Foto: Hanspeter Mayr/Nationalparkverwaltung)
Feuerwehrleute im Einsatz
Gefährlicher Job: Wegen der Gedankenlosigkeit mancher „Naturliebhaber“ müssen diese Männer extrem viel riskieren. (Foto: Kai Bigge/FFW Bad Schandau)

Am Montagabend war unweit vom Sandlochwächter im Gebiet des Großen Dom ein trockenes Riffwäldchen in Brand geraten. Das Feuer breitete sich auf dem Riff und in den verwinkelten Felsklüften schnell aus – zuletzt war eine fußballfeldgroße Fläche betroffen. Alles deutet darauf hin, dass der Waldbrand von einer illegalen Feuerstelle ausging. Vor Ort wurden Spuren eines Lagerplatzes gefunden: leere Flaschen, Suppendosen und Einwegverpackungen – außerdem ein provisorisch aus Ästen und Strick errichteter Windschutz sowie ein Schlafsack. Vermutlich sind die Eigentümer der Utensilien geflüchtet, als ihr Feuer außer Kontrolle geriet. Denn der Platz befindet sich an einer schwer zugänglichen Stelle abseits aller markierten Wanderwege. Der einzige Zugang führt über einen schmalen Grat – wird dieser Weg von den Flammen versperrt, gibt es kein Entkommen mehr, an drei Seiten gähnt der Abgrund.

Ob wirklich ein Zusammenhang zwischen dem Feuer und den Fundstücken besteht, muss allerdings von der Polizei noch untersucht werden. Es wäre wahrscheinlich das erste Mal, dass es nach einem Waldbrand in der Sächsischen Schweiz konkrete Hinweise und eine heiße Spur vom Verursacher gibt. Gegen die unbekannten Täter wurde mittlerweile Strafanzeige erstattet – die Polizei ermittelt. Falls die Schuldigen gefunden werden, droht ihnen allein schon wegen des teuren Hubschraubereinsatzes eine extrem saftige Geldstrafe.

Verbrannte Bodenvegetation
Die karge Humusdecke des Riffs wurde ein Raub der Flammen. Die Birken und Kiefern, die das Feuer überlebt haben, werden wohl trotzdem noch eingehen. (Foto: Kai Bigge/FFW Bad Schandau)

Dem Wald ist damit freilich nicht mehr zu helfen. Riffwälder gehören zum Natürlichsten und Schönsten, was die Sächsische Schweiz zu bieten hat. Es ist schon der dritte Waldbrand, der in diesem Sommer durch eine illegale Feuerstelle ausgelöst wurde. Erst im Juni stand ein Riff im Friensteingebiet in Flammen. (>>> hier geht’s zum Bericht) Ebenfalls im Juni fackelte im Hohnsteiner Revier ein Viertel Hektar Wald ab. Angesichts dieser Vorfälle richtet die Nationalparkverwaltung erneut einen dringlichen Appell an alle Besucher des Gebiets, die illegale Feuerei in der Sächsischen Schweiz zu unterlassen. „Wieder wurde wertvolle Vegetation zerstört“, sagt Nationalparkchef Dietrich Butter. Zugleich spricht er eine Warnung aus: Die Nationalparkwacht werde künftig wieder stärker gegen illegales Feuern vorgehen.

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