Sächsische Bergretter helfen in Nepal

Die sächsischen Bergretter vor dem Abflug nach Nepal
Die Alpinclub-Mannschaft kurz vor dem Abflug in Berlin. V.l.n.r.: Anästhesist Rutker Stellke, Bergretter Raphael Meßner und Alpinclub-Chef Christian Walter. (Foto: Alpinclub Sachsen)

Ein Team des Alpinclubs Sachsen hat am Wochenende in der schwer zugänglichen Region Helambu nordöstlich von Kathmandu ein provisorisches Rettungscamp errichtet. Jetzt beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.

Die Entscheidung war schnell gefällt: Innerhalb einer Woche nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal hat der Alpinclub Sachsen mithilfe von Spendengeldern ein vierköpfiges Rettungsteam auf die Beine gestellt und in die Katastrophenregion im Himalaya entsandt.  Mit dabei: Anästhesist Rutker Stellke, die Dresdner Bergretter Falk Protze und Raphael Meßner und Alpinclubchef Christian Walter. Ziel der Aktion: Dahin gehen, wo die großen internationalen Hilfsorganisationen nicht ohne Weiteres hinkommen und wo die Lage darum besonders hoffnungslos ist – in die abgelegenen Bergdörfer im Umland der verwüsteten Hauptstadt Kathmandu. Dorthin hat sich die Mannschaft nach einer stundenlangen Odyssee über zerstörte Straßen und Pisten durchgeschlagen: Seit heute Morgen leisten die Bergretter in einem selbsterrichteten Camp in der Helambu-Region nordöstlich von Kathmandu dringend benötigte Erste Hilfe. Jetzt beginnt für sie ein Wettlauf mit der Zeit.

Erste Hife nach dem Erdbeben in Pakistan
Ähnliche Situation, anderer Ort: Nach dem schweren Erdbeben in Pakistan im Jahr 2005 betrieb der Alpinclub Sachsen ein eigenes Rettungscamp in der Besham-Region. (Archivfoto: Alpinclub Sachsen)

„Wir sind auf schwere Fälle gefasst“, hatte Alpinclubchef Christian Walter kurz vor der Abreise am Freitag zum Sandsteinblogger gesagt: „Klaffende Wunden, die nicht heilen, weil sie nicht richtig versorgt wurden, gebrochene Beine, gebrochene Arme.“ Walter hat das alles schon einmal erlebt. Vor zehn Jahren, unmittelbar nach dem katastrophalen Erdbeben in Pakistan, war der Dresdner gemeinsam mit einem befreundeten Bergretter aus Pirna genauso spontan zum Helfen aufgebrochen – hatte kurzentschlossen Urlaub genommen und sich in den Flieger gesetzt. Mehrere Wochen lang betrieben die Sachsen im Bergdorf Sakargah in der Provinz Besham ein provisorisches Nothilfecamp, von den gesammelten Spendengeldern finanzierte der Alpinclub später den Wiederaufbau zweier Schulen.

In Nepal können die Bergretter auf die Logistik und ein Ausrüstungslager des Dresdner Trekkingreiseveranstalters DIAMIR zurückgreifen, sodass ihnen der überwiegende Teil ihres Fluggepäcklimits für medizinische Utensilien zur Verfügung stand. Die Sachsen sind mit kiloweise Desinfektionsmitteln, Schmerzmitteln und Verbandszeug nach Nepal geflogen. Heute Nachmittag haben sie sich zum ersten Mal per Satellitentelefon aus der Erdbebenregion gemeldet. „Sie haben schon den ganzen Tag lang Verletzte behandelt“, sagt Madlen Walter, die von Dresden aus Verbindung zur Mannschaft hält. Es sei den Bergrettern heute auch schon gelungen, einen Helicopter in das unwegsame Tal zu beordern, um eine schwerverletzte Frau ausfliegen zu lassen.

Indessen bestätigen sich die schlimmsten Befürchtungen – die Zahl der offiziell gemeldeten Opfer in Nepal ist inzwischen auf über 7000 gestiegen und auch in den entlegenen Bergdörfern „gibt es viele Tote“, sagt Madlen Walter. Der Alpinclub und andere Bergsport-Organisationen sammeln weiterhin Spenden für Projekte in der Erdbebenregion. Denn das bettelarme Land im Himalaya steht buchstäblich vor einem Trümmerhaufen und hat jede Form der Hilfe bitter nötig.

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