Schlechtes Versteck!

Geocache im Wipfel der Riesenfichte
Gut 50 Meter über dem Boden hing diese blaue Plastedose im Wipfel der Riesenfichte. Es dauerte zwei Stunden, diesen exponierten Geocache zu entfernen. (Fotos: Matthias Böttger/Montage: Hartmut Landgraf)

Fast 400 Jahre lang hatte sie Ruhe – die Riesenfichte in der Kirnitzschklamm. Nun haben Geocacher ihren Wipfel als Versteck benutzt. Eine gedankenlose Aktion, die nicht nur Sachsens größten Baum in Gefahr bringt.

Riesenfichte von unten
Ein Monument der Natur: In Brusthöhe hat die Fichte einen Umfang von rund 4,60 Metern. (Foto: Hartmut Landgraf)

In der Kirnitzschklamm bei Hinterhermsdorf lebt ein Riese. Er ist so groß wie der Turm der Pirnaer Marienkirche – knapp über 60 Meter, und seinen Fuß können zwei ausgewachsene Männer nicht umfassen. Seit etwa 380 Jahren bewacht er den Eingang der Wolfsschlucht: eine gewaltige Fichte, Sachsens größter Baum.

Doch mit ihrer beschaulichen Ruhe ist es womöglich vorbei. Nationalparkranger mussten jetzt aus dem Wipfel des Giganten einen Geocache entfernen. Die blaue Plastekapsel war in 55 Metern Höhe an den Stamm gebunden, drinnen steckten ein Heft und ein Bleistift. Übers Internet konnte der Urheber des Verstecks ausfindig gemacht werden – nach Informationen des Sandsteinbloggers handelt es sich um einen Mann aus den alten Bundesländern, der u.a. selbst Kurse für Geocacher anbietet. Auf der Szeneplattform Geocaching.com soll das Versteck allerdings noch nicht gelistet gewesen sein.

Die Nationalparkverwaltung hat den Cache eingezogen und den Verursacher angeschrieben. Aus Sicht des Parkmanagements stand zu befürchten, dass der ehrwürdige Baum zum Abenteuerspielplatz wird – normalerweise wird Geocaching als naturverbundenes Hobby toleriert, in diesem Fall aber ist der Cache den Naturschützern in mehrfacher Hinsicht ein Dorn im Auge gewesen. Zum einen steht die wertvolle Fichte im Allerheiligsten des Nationalparks – in der streng geschützten Kernzone. Dort dürfen Wanderer nicht vom markierten Weg abweichen, also im Gelände auch nicht auf Verstecksuche gehen. Laut Matthias Böttger, Chef der Nationalparkwacht, könnte die betagte Riesenfichte außerdem Schaden nehmen, wenn ständig auf ihr herumgeklettert wird. Doch nicht nur für den Baum selbst ist das gefährlich. Nachahmer riskieren, sich böse zu verletzen oder setzen gar ihr Leben aufs Spiel. Die Bergung des Verstecks war für die Nationalparkverwaltung alles andere als eine Kleinigkeit. Per Katapult musste erst ein Seil den Baum hochgeschossen werden, an dem Matthias Böttger mittels Steigklemmen bis zu den untersten Ästen hinaufsteigen konnte. Die gefährliche Aktion dauerte zwei Stunden. Für den Ranger ist der Fund vor allem ein trauriges Zeichen. Sein Kommentar zum Sandsteinblogger: „Da mangelt es wirklich an Respekt gegenüber der Natur.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Baumkletterer
Matthias Böttger von der Nationalparkwacht ist ein versierter Kletterer. Trotzdem hatte er Mühe, den riskanten Cache zu bergen. (Foto: Frank Kowalzik)

2 Kommentare zu Schlechtes Versteck!

  1. hallo hartmut!
    bin gerade über deine seite „gestolpert“. ich lebe seit 5 jahren mitten in der sächsischen schweiz und muss leider immer öfter beobachten wie die natur zum „outdoor playground“ degradiert wird. ich hoffe dem verursacher wird die entfernung der box in rechnung gestellt!
    und jetzt guck ich mich hier noch ein wenig um……
    schönen gruss aus königstein

  2. Hier eine Kopie von geocacher.de
    Um bereits im Vorfeld mögliche Konflikte zu vermeiden und zu sensibilisieren oder auch um akute Problemfälle schnell und effizient vor Ort „auf kurzem Dienstweg“ zu lösen, kam die Idee einer regionalen Ansprechpartnerliste auf. Diese vermitteln Kontakt zum Owner (dem Ausleger des Schatzversteckes), beantworten generelle Fragen rund um das Geocaching und sorgen so für ein konfliktfreies Miteinander in den Regionen. In einer geschlossenen Facebook-Gruppe mit derzeit 270 dialogbereiten Geocachern wurde das Vorhaben vorgestellt, diskutiert und gleich entsprechende Kontaktdaten zusammengetragen.
    Siehe auch COMIC-tipps auf der selben Seite, die sollten für den Ausleger hilfreich sein. Wenn nicht, dann hat er nicht aus Unwissenheit, sondern eher aus egoistischer, rücksichtsloser Abenteuerlust ausgelegt.

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