Ein Promi in der Buschmühle – Justin!

Biber vor dem Gasthaus Buschmühle
Ist er bald der neue Star der Buschmühle? (Fotos/Montage: Hartmut Landgraf/fotolia.com/jnjhuz)

Für seine Aufsehen erregenden Gäste ist das Wirtshaus bekannt. Acht Jahre nach Kate Winslet kam jetzt wieder jemand, der zum Buschmühlen-Kult werden könnte. Der Besuch hat schon Folgen.

Auf überraschenden Besuch und ausgefallene Wünsche muss ein Gastwirt jederzeit gefasst sein – wenn er sein Geschäft und seine Gäste versteht. Doch mit manchen Besuchern und ihren Einfällen kann selbst der beste Kneiper nicht rechnen. Den Wirtsleuten der Buschmühle passiert das alle paar Jahre: 2008 kam Hollywood auf die Idee, aus der urigen Schänke im Kirnitzschtal eine Kulisse für den Kinofilm „Der Vorleser“ zu machen. Ein Produktionsteam nahm die Kneipe damals ganze vier Wochen lang in Beschlag. Die eben erst frisch gestrichenen Wände mussten wieder alt und schäbig aussehen und wurden erneut überpinselt – schwarz. Gastwirt Stefan Gernert stöhnt noch heute beim Gedanken daran. Eine Riesensauerei. Doch dafür saß in den Drehpausen Kate Winslet in seiner Küche.

Biber
Noch weiß niemand, wie Justin wirklich aussieht. Bislang wurden nur seine Spuren gesichtet. (Foto: fotolia.com/jnjhuz)

Ganz so charmant wird´s diesmal nicht. Schon wieder bringt jemand die rustikale Ordnung in der Buschmühle durcheinander: Gernert bekam Besuch vom Biber. Dass der solches Aufsehen erregt, liegt nicht nur daran, dass die Wirtsleute dem Tier aus putzigen Gründen den Spitznamen Justin verpasst haben. Sie haben auf ihrem Grundstück auch einiges einzäunen müssen – denn Meister Bibers Vorstellungen von einem gelungenen Gastmahl decken sich nicht unbedingt mit denen der Buschmühle. Stefan Gernert hat eine junge Nordmanntanne und einen seiner Apfelbäume eingebüßt. „Meine Himbeeren hat er auch verschnitten“, erzählt der Kneiper. Bevor der hungrige Besucher auch noch den Weinstöcken und zwei anderen, bereits angenagten Apfelbäumen ans Leben gehen konnte, stoppte der Buschmüller seinen Appetit mit Maschendraht.

Das Ende eines Weihnachtsbaums
Schweigeminute vor Kate Winslets Weihnachtsbaum – Gastwirt Stefan Gernert. (Foto: Hartmut Landgraf)
Hat offensichtlich geschmeckt - ein Rest vom Apfelbaum.
Hat offensichtlich geschmeckt – ein Rest vom Apfelbaum. (Foto: Hartmut Landgraf)

Ein Biber so weit oben im Kirnitzschtal? Aus naturschutzfachlicher Sicht ist das zwar keine Sensation – aber zumindest ein Novum. Weiter unten an der Ostrauer Mühle wurden bereits mehrfach Biber oder ihre markanten Fraßspuren gesichtet, im vorigen Jahr auch einer im Bereich des Nassen Grunds, noch weiter östlich im Kirnitzschtal gab es aber seit Jahrzehnten keine Beobachtungen. Laut Artenschutzexperte Holm Riebe von der Nationalparkverwaltung war der Biber 1957 in der Sächsischen Schweiz als ausgestorben gemeldet. Ein Jahrzehnt später soll ein Fährmann in Hrensko ein Tier erschlagen haben – der Fall ist belegt. Seit 1979 ist der Nager wieder im Bereich der Wesenitzmündung zu Hause, später kam er auch zurück an den Lachsbach und die Kirnitzsch. Im Elbtal werden heute vier bis fünf Ansiedlungen vermutet. Biber gelten als anpassungsfähig und können Fließgewässer aller Größenordnungen besiedeln – sie ernähren sich von Kräutern, Sträuchern, Wasserpflanzen und Laubbäumen, wie Espen, Erlen und Pappeln, fressen aber auch Gräser oder sogar Schilf.

Vieles davon gäbe es zur Genüge auch im oberen Kirnitzschtal – wenn nicht Buschmüllers Garten so verlockend wäre. „Solange er nichts macht, kann er bleiben“, sagt Stefan Gernert. Um seine Nordmanntanne tut es ihm schon ein bisschen leid. Das Bäumchen war eine Erinnerung an Kate Winslet. Als die Filmleute damals mit den Dreharbeiten fertig waren, ließen sie ein paar Requisiten in der Buschmühle zurück: unter anderem einen Kasten leerer Bierflaschen – und den Tannenbaum. Gernert pflanzte ihn sich in den Garten und hatte seine Freude daran. Bis der nächste Überraschungsgast kam. Wenigstens ist der ja auch ein Promi. Irgendwie. Wer weiß: Vielleicht wird Justin, der Biber sogar noch zum Buschmühlen-Kult.

Kirnitzsch an der Buschmühle
Irgendwo hier hat der Biber vielleicht seinen Unterschlupf – die Kirnitzsch unterhalb der Buschmühle. (Foto: Hartmut Landgraf)

1 Kommentar zu Ein Promi in der Buschmühle – Justin!

  1. Also jetzt mal die Facebookulkerei auf Kosten des Buschmüllers beiseite gelassen, ist es nicht wunderbar, wenn sich Tiere zunehmend wohlfühlen bei uns? Die Frage nach dem Wolf ist wohl schon beantwortet und vielleicht fängt bald ein Bär die Lachse in der angestauten Kirnitzsch den Adlern weg.
    Wir sind es nur nicht mehr gewöhnt und die abgenagte Tanne eher nur ein Anfang der blühenden Landschaften. Zugegeben, wenn ich im dunklen, weit vor Sonnenaufgang durch den Wald stapfe und es hinter mir heult oder brummt stellt sich die Frage nach den Pampers. Bisher waren es ja immer nur die Hunde der Boofer.
    Fürs Wegebebot ist die Neubesiedlung bestimmt nicht schlecht.
    Und der Buschmüller wirds sicher sportlich sehen, andere könnten aber versucht sein, die Kobolde aus dem Traumzauberbaum zu ordern, um „unser Gleichgewicht“ zu retten.

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