„Ich wollte erzählen, was hier geschieht”

Line Nagell Ylvisåker lebt auf Spitzbergen und sieht, mit welchem Tempo der Klimawandel ihren Ort verändert: Lawinen, Regen, offene Strände, wo früher Eis war. Im Interview warnt die Buchautorin: Was der Arktis passiert, betrifft euch alle.

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Spitzbergen, Dezember 2015: Ihr Körper steckt komplett fest. Eli Anne Ersdal liegt auf dem Bauch, vielleicht unter dem Küchentisch, denn an ihrem Gesicht spürt sie geborstenes Holz. (…) Irgendwo aus den Schneemassen hört sie die Zweijährige weinen. – So beginnt ein ergreifender Augenzeugenbericht über den Klimawandel in der Arktis. Der kleine Ort Longyearbyen auf Spitzbergen wird von einer Lawine überrollt. Häuser werden zerstört, Menschen sterben. Line Nagell Ylvisåker arbeitet als Reporterin für die Lokalzeitung Svalbardposten. Sie beginnt zu begreifen, dass mit ihrer Welt etwas nicht mehr stimmt. Das Eis geht zurück. Das Wetter wird wärmer – und nasser. Immer öfter geraten Berghänge ins Rutschen. Teile der Siedlung müssen bald geräumt werden. Doch das ist nur der Anfang. Wissenschaftler warnen, dass sich das Klima in der Arktis in dramatischem Tempo verändert. Die Journalistin – Mutter zweier Kinder – will Gewissheit über diese Entwicklung und beginnt die Fakten zu recherchieren. Sie schreibt ein Buch. Im Kampf mit ihrer eigenen Angst.

Sachsen, Februar 2016: Wetterbeobachter Norbert Märcz spaziert mit offener Jacke zwischen seinen Messgeräten herum. Eigentlich müsste er zu dieser Jahreszeit dick eingemummelt durch tiefen Schnee stapfen und Eis und Minusgrade protokollieren. An der Wetterwarte Zinnwald herrschen frühlingshafte 7 Grad, der Schnee auf dem Erzgebirgskamm ist auf ein paar mickrige Inseln zusammengeschmolzen, auf dem Hof der Station liegt gar keiner mehr. Laut einer Langzeit-Messreihe sind die letzten 25 Jahre in Sachsen fast ausnahmslos zu warm gewesen. Die Folgejahre 2017, 18 und 19 verursachen mit ihren extremen Hitze- und Dürreperioden ein flächenhaftes Waldsterben in Deutschland. Zwei Geschichten, die zusammengehören. Line Nagell Ylvisåker warnt: Was der Arktis passiert, betrifft euch alle.

Polarnacht in Longyearbyen: Ein Nachmittag Anfang Februar – das Bild wurde gegen 14:30 Uhr aufgenommen. (Foto: Line Nagell Ylvisåker)

Interview: Hartmut Landgraf

Line, wie ist das Wetter auf Spitzbergen?

Heute ist es bewölkt, und hin und wieder schneit es hier. Das ist schön, weil wir Mitte Mai immer noch mit dem Schneemobil oder Hundeschlitten unterwegs sein können. In den letzten Jahren ging das zu dieser Zeit nicht mehr.

Sind das normale Bedingungen?

Wir hatten diesmal deutlich mehr Schnee als in den letzten Jahren. Ich kann mich lediglich an ein oder zwei Winter erinnern, wo es ähnlich gut war.

Vor ein paar Tagen wurden am Polarkreis schon Rekordtemperaturen von über 30° Celsius gemessen. Das zeigt, was der Arktis in naher Zukunft bevorstehen könnte.

Das hoffe ich nicht. Ich war in den letzten Tagen ziemlich beschäftigt und habe die Nachrichten nicht verfolgt. War das wirklich in der Arktis?

Ja, in Nischnaja Pjoscha im Nordwesten Russlands.

Hier auf Spitzbergen zum Glück nicht. Wir hatten im Mai stabiles Wetter und Minusgrade. Es fängt jetzt so langsam an zu tauen, aber wir können immer noch Ski fahren. Hitzerekorde gab es hier allerdings auch schon – zuletzt im vorigen Sommer.

Gletschereis treibt im Tempelfjord an den Strand. (Foto: Line Nagell Ylvisåker)

Einem Bericht des Arktischen Rats zufolge erwärmt sich die Polarregion dreimal schneller als der Rest des Planeten. In deinem Buch schreibst du, dass es auf Spitzbergen in den nächsten Jahrzehnten bis zu 8° Grad wärmer werden könnte.

Jedenfalls, wenn wir weiter so viel COin die Atmosphäre blasen.

Wenn du aus dem Fenster schaust, was hat sich seit deiner Ankunft auf Spitzbergen verändert?

Als ich vor 16 Jahren hierher kam, waren die Strände in Longyearbyen im April noch voller Eis. Das hat sich verändert. Und in den Bergen, drüben auf der anderen Seite des Fjords, sind in diesem Jahr wieder ein paar größere Lawinen runtergekommen.

19. Dezember 2015: Eine Lawine zerstört mehrere Häuser in der Straße 230 in Longyearbyen. Zwei Menschen kommen ums Leben. (Foto: Geir Barstein/Svalbardposten)

Auch in deinem Buch geht es gleich am Anfang um ein Lawinenunglück. In Longyearbyen wurden mehrere Häuser zerstört, Menschen kamen dabei zu Tode. Wurde dir dadurch bewusst, dass mit deiner Umwelt etwas nicht stimmt – das etwas mit ihr geschieht?

Gelesen hatte ich darüber schon einiges. Dass sich das Wetter ändert, wenn es wärmer wird, und dass wir Probleme mit Lawinen und Erdrutschen bekommen. Aber dieses Wissen blieb auf der Verstandesebene hängen und ist nicht tiefer zu mir durchgedrungen. Vielleicht habe ich es nicht an mich herangelassen. Vielleicht konnte ich mir nicht vorstellen, wie diese Dinge mein Leben beeinflussen würden. Das habe ich erst begriffen, als unser Ort mitten im Zentrum von der Lawine getroffen wurde. Ich denke, so geht es vielen Menschen. Wir begreifen solche Dinge immer erst, wenn sie direkt vor unseren Augen geschehen. Das hat mir damals Angst gemacht. Denn ich konnte sehen, was es wirklich bedeutet.

2017 trifft eine Lawine die Gebäude im Wohngebiet Lia. Sie geht durch ein Reihenhaus, aber zum Glück wird diesmal niemand verletzt. (Foto: Line Nagell Ylvisåker)

War das der Grund für dein Buch?

Ja. Ich wollte den Leuten erzählen, was hier geschieht. Dass es nicht weit weg ist von ihrem Leben, sondern jetzt passiert. Und dass wir sehr bald etwas dagegen unternehmen müssen. Ich wollte ihre Herzen erreichen, nicht bloß den Verstand. Dazu braucht es Geschichten von Menschen, die den Klimawandel schon spüren. Ein anderer Grund war, dass ich die Zusammenhänge besser verstehen wollte. Denn jeder, mit dem man darüber spricht, hat seine eigenen Ansichten. Manche von den Alteingesessenen auf Spitzbergen sagen, die Wettererscheinungen seien ganz normal und schon immer so gewesen. Dass das Eis im Fjord eben kommt und geht. Dass es Lawinen hier auch früher schon gegeben hat. Tief drinnen spürst du aber, dass es nicht normal ist. Doch dir fehlen Fakten. Ich wollte das Bild im Ganzen sehen und verstehen. Damit es mir keine Angst mehr macht.

Und nun macht es dir noch mehr Angst.

Es ist ein sehr zwiespältiges Gefühl: Einerseits verstehe ich das Problem und die Gefahren um mich herum jetzt besser – deshalb kann ich sie auch entspannter betrachten. Aber wenn ich daran denke, was uns noch bevorsteht und wo wir erst stehen, was wir alles noch nicht erreicht haben, dann verliere ich manchmal den Mut.

Du schreibst, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen, sollten wir weniger produzieren, weniger konsumieren, weniger reisen – mehr verzichten. Das liegt uns nicht besonders.

Ja, das ist ein Problem. Einerseits denke ich, da kommt gerade ganz viel in Bewegung, was in die richtige Richtung geht. Das gibt mir Hoffnung. Andererseits finde ich es traurig, wie wenig wir bisher aus der Covid-19-Krise gelernt haben. Es erscheint fast wie ein Déjà-vu: Die Infektionszahlen sinken, also wollen die Leute wieder mehr reisen und alles so machen wie früher. Doch Corona hat auch gezeigt, dass wir funktionierende Systeme für solche Herausforderungen haben und dass wir in der Lage sind klug zu handeln, wenn wir selbst oder Menschen, die uns am Herzen liegen, in Gefahr geraten. Diese Haltung brauchen wir auch in der Klimafrage. Vieles muss sich ändern. Die Art wie wir leben und wirtschaften.

Wintersturm im November 2018. Mehrere Häuser im Stadtteil Lia werden wegen Lawinengefahr evakuiert. (Foto: Line Nagell Ylvisåker)

Was versuchst du in deinem Leben zu ändern?

Ich habe mich entschieden, mein Auto zu verkaufen und wo immer es geht mit dem Fahrrad zu fahren.

Es gibt ja auch bloß 40 Kilometer Straße in Longyearbyen…

Trotzdem fahren die Leute überall mit dem Auto hin. Denn wenn hier die Winterstürme übers Land fegen und wenn es über Monate komplett dunkel ist, dann nimmst du lieber das Auto, um deine Kinder in die Schule zu bringen oder zum Einkaufen zu fahren. Unabhängig davon, wie viele Straßen es gibt.

Ok, das Auto – und sonst?

Ich fliege weniger als früher. Hin und wieder muss ich aufs Festland, um meine Familie zu besuchen. Oder für einen Termin beim Augenarzt. Aber ich versuche dann Dinge, für die ich früher mehrfach hin- und hergeflogen bin, auf einer einzigen Reise zu erledigen. Wo immer es geht, bemühe ich mich, Sachen zu recyceln und Second-Hand zu kaufen. In Longyearbyen haben wir z.B. eine spezielle Seite, wo die Leute gebrauchte Kinderkleidung oder Spielzeug verkaufen oder verschenken können. Ich denke heute viel mehr darüber nach, was ich kaufe und wo, wie lange es transportiert wurde…

Meine Welt schmilzt

Line Nagell Ylvisåker, geb. 1982, wächst in Sogndal, Norwegen auf. Sie studiert Journalismus und arbeitet von 2006 bis 2018 bei der Wochenzeitung Svalbardposten.

Als Journalistin baut sie sich mit ihrem Mann und ihren Kindern eine Existenz in der Arktis auf – und muss voller Angst mit ansehen, wie ihre Heimat zu einem immer unwirtlicheren Ort wird. Ihre Beobachtungen verarbeitet sie in einem alarmierenden Bericht über die lokalen Folgen des Klimawandels. Sie lebt mit ihrer Familie in Longyearbyen, Spitzbergen.

ISBN: 978-3-455-01125-8

Regionale Produkte gibt es ja sicher nicht allzu viele auf Spitzbergen.

Das stimmt. Dass hier überhaupt jemand lebt, ist ja im Grunde schon paradox. Aber das ist eine andere Geschichte.

Vor 150 Jahren war Spitzbergen noch weitgehend unbewohnt. Heute lebst du dort mit deiner Familie in einem modernen Haus mit Fußbodenheizung. Ihr besitzt ein Auto, ein Schneemobil, es gibt Hotels, Shops und Restaurants auf der Insel – deine Kinder gehen dort zur Schule. Das alles verschlingt an einem Ort so nahe dem Nordpol eine enorme Menge an  Ressourcen und Energie.

Für die Natur wäre es sicher das Beste, wenn hier überhaupt keine Menschen wären. Aber nun sind die Siedlungen einmal da, das ist nicht mehr zu ändern. Wir diskutieren darüber, wohin diese Entwicklung gehen soll, wie viele Leute hier künftig leben, wie groß unsere Orte werden dürfen, wo das alles eine Grenze haben muss. Ich finde, es führt aber zu nichts, wenn wir anfangen uns selbst und unsere Daseinsberechtigung infrage zu stellen. Im Moment leben wir hier.

Glaubst du, dass deine Kinder dort eine Zukunft haben?

Sie wachsen hier auf, aber wir wissen natürlich nicht für wie lange. Vielleicht müssen wir eines Tages zurück nach Norwegen aufs Festland ziehen. Darüber denken wir jetzt nicht nach. Die Kinder haben hier eine gute Schule. Im Augenblick sind wir mit unserem Leben zufrieden.

Im September 2018 fegt ein Sandsturm über den Ort. (Foto: Line Nagell Ylvisåker)

Longyearbyen existiert nur wegen des Kohlebergbaus, und Kohle verursacht den Klimawandel. Zunehmend spielt der Tourismus eine wirtschaftliche Rolle. Aber das führt ebenfalls zu Problemen.

Absolut. Denn Tourismus ist auch ein großer CO2-Verursacher. Und er verändert die Landschaft. Die Jobs im Tourismus sind zumeist nur Saisonarbeitsplätze. Das sorgt für viel Kommen und Gehen. Hier gibt es Diskussionen, ob das nachhaltig und letztlich besser für die Umwelt ist. Andererseits ist die Kohleförderung hier nicht mehr profitabel. Es gibt nur noch eine letzte Grube, und deren Ausbeute wandert größtenteils in unser lokales Kraftwerk für den eigenen Energiebedarf. Nur ein kleiner Teil wird noch nach Europa exportiert.

Also siehst du im Tourismus keine Perspektive für Spitzbergen?

Kommt drauf an, über welche Art von Tourismus wir reden. Ich denke, das führt uns zurück zu der Frage, wie viele Menschen Spitzbergen verträgt. Wir sollten uns an Regionen wie den Galapagosinseln orientieren, wo die Zahl der Besucher auf ein jährliches Limit begrenzt wird. Longyearbyen geht stattdessen in Richtung Massentourismus. Mehr Besucher statt mehr Qualität.

Oktoberlicht über dem Fjord. (Foto: Line Nagell Ylvisåker)

Vielleicht sorgt ja gerade das Verschwinden der Arktis für die hohe Nachfrage.

Na klar. Und das bedeutet billigere Flüge, mehr Hotels – eben mehr Masse. Und es wird weiter gefördert.

Der Wachstumsschub kommt aber doch wohl mehr aus dem Kreuzfahrt- als aus dem Outdoorgeschäft…

Wir haben beides. Und ich denke, es wäre vor allem wichtig dafür zu sorgen, dass die Besucher hier ein nachhaltiges Erlebnis haben. Dass sie die Arktis besser verstehen und mit tollen Eindrücken wieder nach Hause fahren und mit dem richtigen Bewusstsein. Spitzbergen sollte für sie so etwas wie ein Einmal-im-Leben-Abenteuer sein. Nichts, was man für einen Kurztrip oder übers Wochenende bucht. So eine Reise könnte dann auch den Blick für die wichtigen Klimafragen schärfen.

Nun, so weit weg ist das alles für uns gar nicht. Die Folgen des Klimawandels werden auch in Deutschland sichtbar. Wir hatten hier zuletzt drei extrem trockene Jahre hintereinander, unsere Wälder haben darunter sehr gelitten. Vielleicht teilen wir das Schicksal der Arktis bald.

Ich hoffe nicht. Ich denke aber, das ist das Problem mit der menschlichen Psychologie – Es fällt uns unglaublich schwer Dinge rechtzeitig zu ändern, bevor es zu spät ist. Schaffen wir es, sind die Folgen vielleicht noch beherrschbar. Schaffen wir es nicht, werden unsere Kosten immens sein und jeden Einzelnen treffen. Ich wünschte, ich wäre selbst weiser. //

 


Line Nagell Ylvisåker has lived on Spitsbergen for 16 years. Outside her home town of Longyearbyen, she always has to expect to encounter a polar bear – so she takes the rifle with her. (Photo: Anders Fjellestad)

>DEU<

„I wanted to tell what is happening here”

Line Nagell Ylvisåker lives on Spitsbergen and sees the pace at which climate change is transforming her place: Avalanches, rain, open beaches where there used to be ice. In an interview, the book author warns: „What happens to the Arctic affects all of you.”

Spitsbergen, December 2015: Her body is completely stuck. Eli Anne Ersdal is lying on her stomach, perhaps under the kitchen table, because she can feel broken wood against her face. (…) Somewhere out of the masses of snow, she hears the two-year-old crying. – So begins a poignant eyewitness account of climate change in the Arctic. The small town of Longyearbyen on Spitsbergen is overrun by an avalanche. Houses are destroyed, people die. Line Nagell Ylvisåker works as a reporter for the local newspaper Svalbardposten. She begins to realize that something is wrong with her world. The ice is receding. The weather is getting warmer – and wetter. Mountain slopes start to slide more and more often. Parts of the settlement will soon have to be evacuated. But this is just the beginning. Scientists warn that the climate in the Arctic is changing at a dramatic pace. The journalist – mother of two children – wants certainty about this development and begins to research the facts. She writes a book. Struggling with her own fear.

Saxony, February 2016: Weather observer Norbert Märcz walks between his measuring instruments with his jacket open. Actually, at this time of year, he should be thickly wrapped up, trudging through deep snow and logging ice and subzero temperatures. At the Zinnwald weather station, the temperature is a spring-like 7 degrees Celsius, the snow on the ridge of the Ore Mountains has melted down to a few measly islands, and there is none left in the station’s yard. According to a long-term series of measurements, the last 25 years in Saxony have been too warm almost without exception. The subsequent years 2017, 18 and 19, with their extreme heat and drought periods, are causing widespread forest dieback in Germany. Two stories that belong together. Line Nagell Ylvisåker warns: What happens to the Arctic affects you all.

Polar night in Longyearbyen: An afternoon in early February – the picture was taken around 2:30 pm. (Photo: Line Nagell Ylvisåker)

Interview: Hartmut Landgraf

Line, how is the weather on Spitsbergen?

Today it’s cloudy and every now and then it snows here. That’s nice because we can still go snowmobiling or dog sledding in the middle of May. In recent years, that was no longer possible at this time.

Are these normal conditions?

We had significantly more snow this time than in recent years. I can only remember one or two winters where it was similarly good.

A few days ago, record temperatures of over 30° Celsius were measured at the Arctic Circle. This shows what could be in store for the Arctic in the near future.

I hope not. I’ve been pretty busy the last few days and haven’t been following the news. Was that really in the Arctic?

Yes, in Nizhnaya Piosha in northwestern Russia.

Fortunately not here on Spitsbergen. We had stable weather and sub-zero temperatures in May. It’s starting to thaw now, but we can still ski. However, there have been heat records here as well – last summer.

Glacial ice drifts onto the beach in the Tempelfjord. (Photo: Line Nagell Ylvisåker)

According to a report by the Arctic Council, the polar region is warming three times faster than the rest of the planet. In your book, you write that Spitsbergen could become up to 8 degrees warmer in the next few decades.

At least, if we keep blowing so much CO2 into the atmosphere.

When you look out the window, what has changed since you arrived on Spitsbergen?

When I came here 16 years ago, the beaches in Longyearbyen were still full of ice in April. That has changed. And in the mountains, over on the other side of the fjord, a couple of bigger avalanches have come down again this year.

December 19, 2015: An avalanche destroys several houses on Street 230 in Longyearbyen. Two people are killed. (Photo: Geir Barstein/Svalbardposten)

Your book also deals with an avalanche at the very beginning. In Longyearbyen, several houses were destroyed and people died. Did that make you aware that something was wrong with your environment – that something was happening to it?

I had read a lot about that. That the weather changes when it gets warmer, and that we get problems with avalanches and landslides. But that knowledge got stuck on the mind level and didn’t penetrate deeper to me. Maybe I didn’t let it get to me. Maybe I couldn’t imagine how these things would affect my life. I didn’t realize that until our town was hit by the avalanche right in the center. I think that’s how a lot of people feel. We always understand such things only when they happen right in front of our eyes. That’s what scared me at the time. Because I could see what it really meant.

In 2017, an avalanche hits the buildings in the Lia residential area. It goes through a row house, but fortunately this time no one is injured. (Foto: Line Nagell Ylvisåker)

Was that the reason for your book?

Yes. I wanted to tell people what is happening. That it’s not far away from their lives, it’s happening now. And that we need to do something about it very soon. I wanted to reach their hearts, not just their minds. That takes stories from people who are already feeling climate change. Another reason was that I wanted to understand the context better. Because everyone you talk to about it has their own views. Some of the old-timers on Spitsbergen say that the weather phenomena are quite normal and have always been like this. That the ice in the fjord comes and goes. That there have been avalanches here before. But deep inside you feel that it is not normal. But you don’t have the facts. I wanted to see the whole picture and understand it. So that it wouldn’t scare me anymore.

And now it scares you even more.

It’s a very conflicting feeling: On the one hand, I understand the problem and the dangers around me better now – that’s why I can look at them in a more relaxed way. But when I think about what’s still ahead of us and where we’re just at, all the things we haven’t achieved yet, I sometimes lose heart.

You write that to tackle the climate crisis, we should produce less, consume less, travel less – do without more. That doesn’t suit us very well.

Yes, that is a problem. On the one hand, I think there’s a lot going on right now that’s moving in the right direction. That gives me hope. On the other hand, I think it’s sad how little we’ve learned so far from the Covid 19 crisis. It almost seems like déjà vu: infection numbers are dropping, so people want to travel more and do things the way they used to. But Corona also showed that we have functioning systems for such challenges and that we are able to act wisely when we ourselves or people we care about are put at risk. We need this attitude on the climate issue as well. Many things need to change. The way we live and do business.

Winter storm in November 2018. Several houses in the Lia district are evacuated due to avalanche danger. (Photo: Line Nagell Ylvisåker)

What are you trying to change in your life?

I have decided to sell my car and ride my bike wherever possible.

There are only 40 kilometers of roads in Longyearbyen…

Still, people drive everywhere by car. Because when the winter storms sweep across the country here and when it’s completely dark for months, you’d rather take the car to take your kids to school or to go shopping. Regardless of how many roads there are.

Okay, the car – and otherwise?

I fly less than I used to. Every now and then I have to go to the mainland to visit my family. Or for an appointment at the eye doctor. But then I try to do things that I used to fly back and forth for several times in a single trip. Wherever possible, I make an effort to recycle things and buy second-hand. In Longyearbyen, for example, we have a special site where people can sell or give away used children’s clothes or toys. I think much more today about what I buy and where, how long it has been transported….

There are certainly not too many regional products on Spitsbergen.

That’s true. The fact that anyone lives here at all is basically a paradox. But that’s another story.

150 years ago, Spitsbergen was still largely uninhabited. Today you live there with your family in a modern house with underfloor heating. You own a car, a snowmobile, there are hotels, stores and restaurants on the island – your children go to school there. All this consumes an enormous amount of resources and energy in a place so close to the North Pole.

For nature, it would certainly be best if there were no people here at all. But now the settlements are there once, that can’t be changed. We discuss where this development should go, how many people should live here in the future, how big our places may become, where it all has to have a limit. But I think it leads nowhere if we start questioning ourselves and our raison d’être. Right now, we live here.

Do you think your children have a future there?

They are growing up here, but of course we don’t know for how long. Maybe one day we will have to move back to Norway to the mainland. We are not thinking about that now. The children have a good school here. At the moment we are happy with our life.

A sandstorm sweeps through the town in September 2018. (Photo: Line Nagell Ylvisåker)

Longyearbyen exists only because of coal mining, and coal causes climate change. Increasingly, tourism plays an economic role. But that also causes problems.

Absolutely. Because tourism is also a big CO2 polluter. And it changes the landscape. The jobs in tourism are mostly seasonal. That makes for a lot of coming and going. There are discussions here about whether this is sustainable and ultimately better for the environment. On the other hand, coal mining is no longer profitable here. There is only one last mine left, and most of its yield goes to our local power plant for our own energy needs. Only a small part is still exported to Europe.

So you don’t see any perspective for Spitsbergen in tourism?

It depends on what kind of tourism we are talking about. I think that leads us back to the question of how many people Spitsbergen can handle. We should take a cue from regions like the Galapagos Islands, where the number of visitors is limited to an annual limit. Longyearbyen is instead going in the direction of mass tourism. More visitors instead of more quality.

October light over the fjord. (Photo: Line Nagell Ylvisåker)

Maybe it’s the disappearance of the Arctic that’s causing the high demand.

Of course. And that means cheaper flights, more hotels – just more mass. And it continues to be promoted.

However, the growth spurt probably comes more from the cruise business than from the outdoor business…

We have both. And I think it would be especially important to make sure that visitors have a lasting experience here. That they understand the Arctic better and go back home with great impressions and with the right awareness. Spitsbergen should be something like a once-in-a-lifetime adventure for them. Not something you book for a short trip or over the weekend. Such a trip could then also sharpen one’s view of the important climate issues.

Well, it’s not all that far away for us. The consequences of climate change are also becoming visible in Germany. We recently had three extremely dry years in a row here, and our forests suffered greatly as a result. Perhaps we will soon share the fate of the Arctic.

I hope not. But I think that’s the problem with human psychology – we find it incredibly difficult to change things in time, before it’s too late. If we manage to do it, the consequences may still be manageable. If we don’t, our costs will be immense and will affect everyone. I wish I were wiser myself.//

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