Dass der Weihnachtsmann die Geschenke durch den Schornstein bringt, mag ja noch stimmen. Aber fliegende Rentiere? In welchem Punschkessel findet man sowas? Also: Wie kommt der Ruprecht denn nun wirklich von einem Dach zum nächsten?
In den Geschichten vom Weihnachtsmann geht manches nicht mit rechten Dingen zu – das ahnen schon die Kleinsten, obwohl sie das noch gar nicht auf Wikipedia oder YouTube überprüfen können. Wie bitte soll zum Beispiel der nagelneue Gaming PC des großen Bruders unbeschadet durch den Schornstein gerutscht sein, wo doch jeder weiß, wie empfindlich solche Dinge sind und dass man sie besser nur mit Samt- oder Cyber-Handschuhen anfasst. Zumal völlig offen ist, wie der tendenziell eher korpulente Knecht Ruprecht nebst Computer und anderen Geschenken durch den presswurstengen Schlot gepasst haben will. Und – was im Grunde am meisten irritiert – die fernbeheizte Wohnung besitzt ja auch gar keinen Kamin oder Schornstein, aus dem so ein Weihnachtsmann nachts unbemerkt ins Zimmer schlüpfen könnte. Aber lassen wir das mal.
Nur die Sache mit den fliegenden Rentieren ist eine Nummer zu fett. Eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand! Rentiere! Vielleicht sieht man bald welche am Flughafen Berlin-Brandenburg auf der Landebahn weiden – aber hingeflogen sind sie dort ganz sicher nicht. Fangen wir mal beim Offensichtlichsten an: Niemand kann sagen, ob Schlittengespanne überhaupt die Flugsicherheits- oder Abgasnormen erfüllen – und bisher wurde in Deutschland noch kein einziges rentiergetriebenes Luftfahrzeug zugelassen. Stand in keiner Zeitung, lief auf keinem Sender. Und dann: Wer bitte soll das alles regeln? Der Weihnachtsmann braucht schließlich freie Zufahrt zu jedem Haus. In jeder Stadt und jeder Landgemeinde. Er müsste, gottbewahre, also auch Fußgänger- und Umweltzonen anfliegen und glöckchenklingelnd – zu nachtschlafender Zeit – in verkehrsberuhigten Wohngebieten landen. Bislang gibt es da noch keine einzige Dachterasse mit Stellplatz – auch nicht für Anwohner. Um es kurz zu machen, die Mär von den Rentieren ist, je länger man darüber nachdenkt, selbstwiderlegend.
Das führt zum Kern der Weihnachtsmanngeschichte und zur eigentlich interessanten Frage: Wie kommt der Kerl denn nun wirklich von einem Dach zum nächsten? In Leipzig wurde er jetzt – wenige Tage vor Weihnachten – dabei beobachtet! Was herauskam: Der Weißbart bringt in der Stadt Hochseile an – und zwar überall – sogenannte Highlines, um sich am Heiligabend das viele Treppensteigen zu sparen. Vier Jungs vom Slacknetz Leipzig haben ihn am Mittwochmorgen beim Herumprobieren im Lindenauer Hafen erwischt, als sie dort selbst eine Leine spannen wollten – doch ihr Spot war schon belegt: vom Weihnachtsmann.
Fazit: Man könnte Knecht Ruprecht nun zwar wegen Volksverdummung und der Verbreitung irreführender Schriften zur arktischen Tierwelt mit der Rute drohen. Rudolph das Rentier – ein Märchen! All die DVDs und Ausmalbücher waren umsonst gekauft. Aber Leute, es ist Weihnachten! Zeit der Versöhnung. Bleiben wir also friedlich und verzeihen dem Alten seine Flunkerei – sie war sicher nur nett gemeint. Vielleicht hat die Presse das alles auch falsch verstanden und wieder mehr draus gemacht, als die Geschichte ursprünglich hergab. Und dadurch, dass sie aufflog, ist etwas anderes klar geworden: Etwas, das noch nie zuvor bewiesen wurde. Ob mit oder ohne Rentiergespann, der Weihnachtsmann selbst ist kein Fake – es gibt ihn! Und das, bei aller Kritik, ist doch gut.
Ist doch klar, neben dem slackleinen muss doch so ein Weihnachtsmann mindestens den Gühnekamin an der Vord. Gans „gemacht“ haben.:-)