Waldbaden am Gleitmannshorn

Einsame Kiefer auf einem Felsriff, dahinter Nebel und Regenwolken
So schön kann schlechtes Wetter sein. Regenstimmung am Gleitmannshorn. (Foto: Hartmut Landgraf)

Es gibt Tage, da will kein Hund nach draußen. Trotzdem lohnt sich´s wandern zu gehen in der Sächsischen Schweiz. Über eine stille Tour zum Kleinen Winterberg – bei wunderschönstem Mistwetter.

Am Gleitmannshorn ist man selten allein. Zumindest solange die Sonne scheint. Wer die Königsloge der hinteren Sächsischen Schweiz mal ganz für sich haben möchte, muss sie an einem nasskalten Wintertag besuchen, wenn nicht mal ein Hund nach draußen will.


Elbsandstein-Touren | Reisereportagen


Touren-Serie in Koorperation mit dem Tourismusverband Sächsische Schweiz

Warum sich das lohnt und dass man dabei etwas entdecken kann, was es im normalen Alltag viel zu selten gibt, erfahrt ihr im Tour-Report. Karte und Route zum Download sowie weitere Schlechtwetterabenteuer im Elbsandstein findet ihr unter dem Beitrag verlinkt.

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Kurzbeschreibung:

Eine abwechslungsreiche, fotogene Wanderung vom Beuthenfall zur Königsloge der hinteren Sächsischen Schweiz – der Aussicht am Gleitmannshorn. Zirka 100 Meter oberhalb vom Parkplatz geht es am anderen Kirnitzschufer scharf rechts auf lauschigem Pfad den Hang hinauf über Wurzeln und Blöcke in den Wald, dann weiter geradeaus, bis sich einem die Nordwand des Bloßstocks in den Weg stellt. Hier beginnt der Königsweg, dem man nach links folgendend unterhalb der Affensteine und des Friensteins bis zum Fuß des Kleinen Winterbergs weiterwandert (Markierung mit rotem Strich). Dort biegt die Tour rechtshaltend vom Königs- auf den Fremdenweg ab und wird gleich darauf schweißtreibend steil. Stufen und Spitzkehren führen hinauf zur Schulter des Kleinen Winterbergs und dann links weiter zur Aussicht am Gleitmannshorn. Auf dem Fremdenweg geht´s weiter Richtung Reitsteig – und diesen nach rechts durch Borkenkäfer- und zerzauste Riffwälder zur heiligen Stiege, den Treppenabstieg nach Schmilka. Die gesamte Tour dauert gut drei Stunden.

  • Distanz ca. 9 Kilometer
  • 400 Höhenmeter
  • Wanderzeit insgesamt reichlich 3 h (ohne Rast)
  • Charakter: Stille und aussichtsreiche, nur an einer Stelle anstrengend steile Bergwanderung durch die hintere Sächsische Schweiz.
  • Einkehrmöglichkeiten: „Lichtenhainer Wasserfall“ im Kirnitzschtal, Imbiss, „Schmilk´sche Mühle“ und „Café Richter“ in Schmilka.
  • Mit dem Auto: B172 nach Bad Schandau und dann Richtung Hinterhermsdorf durchs Kirnizschtal bis zum Parkplatz am Beuthenfall.
  • ÖPNV: S-Bahn nach Bad Schandau, dann vom Bahnhof mit dem Buslinie 241 zum Beuthenfall. Auf dem Rückweg hat man in Schmilka-Hirschmühle auf der linken Elbseite wieder Anschluss an die S-Bahn. Fahrplaninfos: www.vvo-online.de


Route GPX-Download
Hier könnt ihr euch mit einem Klick die Route direkt aufs Smartphone laden. Vor dem Download bitte eine Outdoor-App installieren, z.B. outdooractive oder komoot.

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Man könnte natürlich auch drinnen bleiben. Drinnen ist es gemütlich warm. Es gibt Kaffee und den neuen Film von Peter Wohlleben über das Geheimnis der Bäume. Draußen ist es nass und kalt. Der Tag dämmert unter grauen Regenschleiern missmutig vor sich hin. Man macht einen Schritt vor die Tür, schon kriecht einem die Kälte unerbittlich von den Hosenbeinen in alle Knochen und verwandelt den Atem in blasse Wolken. Und der Wald steht bloß da wie begossen – kein bisschen wie im Film, überhaupt nicht geheimnisvoll.

Ein Stück oberhalb vom Kirnitzschtal in der Sächsischen Schweiz. Ein verregneter Februartag. Der Wald unterm Kleinen Winterberg ist leer und still. Entblößt und beschämt wie jemand, dem gerade das letzte Hemd geklaut wurde. Das Laub ist ab. Die Nadeln auch. Angegriffene Fichten – vom Borkenkäfer gezeichnet. Vom Winter im Stich gelassen. Schwarz vor Nässe. Über kahlen Wipfeln und blanken Stümpfen webt der Nebel seine Tücher. Und schon kommt der nächste Schauer. Kein Hund würde an einem solchen Tag freiwillig nach draußen gehen.

Trotzdem lohnt es sich. Und in der Sächsischen Schweiz gleich in mehrfacher Hinsicht. Warum, haben die Japaner gerade erst herausgefunden – frische Luft ist offenbar sehr gesund. Seitdem spricht alle Welt vom Waldbaden. Und selbst Bewegungsmuffel schaffen sich plötzlich Wanderschuhe an, um die wohltuende Nähe von Bäumen zu suchen. Weil das Elbsandsteingebirge aber ziemlich verwinkelt und zerklüftet ist, und es sich deshalb noch nicht bis zum Bloßstock herumgesprochen hat, dass Waldbaden auch ganz gut bei Regen funktioniert – oder vielmehr: besonders gut bei Regen – kann man diese erfrischende Erfahrung hier bisweilen sogar ungestört von anderen Waldbadegästen ganz für sich alleine machen. Zum Beispiel bei einer Wanderung zur Aussicht am Gleitmannshorn.

Die Tour beginnt am Beuthenfall und lässt die verregnete Forststraße Richtung Zeughaus schon nach wenigen Schritten links liegen. Ein kleiner rutschiger Pfad führt im spitzen Winkel rechts den Berg hinauf in den Hochwald und dann geradewegs bis vor die mächtige Nordwand des Bloßstocks. Dort wandert man dann links herum mit der roten Markierung den Königsweg immer unter den Felswänden entlang, vorbei am Frienstein, bis zur Kreuzung des Fremdenwegs, wo es über Stufen und Spitzkehren unvermittelt steil zum Kleinen Winterberg hinaufgeht. Oben angekommen, sind es nur noch wenige Schritte bis zum Gleitmannshorn und einer der schönsten Aussichten des Elbsandsteingebirges. Man schaut über den Kleinen Zschand hinweg weit ins Land, wo sich dunkle Bergrücken und Felsen wie die Ränge eines gewaltigen Theaters gegen den Himmel abheben – Teichstein, Kanstein, Lorenzsteine. Das Gleitmannshorn ist die Königsloge der hinteren Sächsischen Schweiz.

Wer sich sattgesehen hat am Regenwolkenschauspiel, kann von dort nicht minder malerisch an der Geländekante und über die Schulter des Kleinen Winterbergs bis zum Reitsteig weiterwandern und schließlich über die Heilige Stiege runter ins Elbtal absteigen. Inzwischen ist einem das Wetter längst egal und die klamme Hose zur zweiten Haut geworden. Innen drin will sich nichts mehr darüber beschweren. Alles ist gut. Waldbaden wirkt.

Das Schönste daran ist die Stille. Man taucht am Beuthenfall ins Unterholz ein – und plötzlich ist sie da. Man hört sie nicht kommen, aber irgendwann wird sie einem einfach bewusst. In jedem Regentropfen ist etwas davon. In jedem Grashalm, der sich bewegt und jedem noch so leisen Lüftchen. Sie ist nicht tonlos, sondern hat ihren Klang. Am Bloßstock einen ganz anderen als am Gleitmannshorn. Je mehr man unterwegs darauf achtet, umso reicher und runder wird der Ton. Und spätestens in Schmilka hat selbst der innere Schweinehund begriffen, dass es sich lohnt bei Mistwetter wandern zu gehen. Weil es nichts Schöneres gibt.

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